Das Jahr 2020 ist, wie wir alle wissen, ein schwieriges Jahr und stellt die Radreisenden vor große Herausforderungen. Mach ein Weltenbummler musste seine seit Jahren laufende Reise unterbrechen und auch die "Normalradler" waren gezwungen, ihre Planung für die große Jahresreise anzupassen. Viele, die ins Ausland wollten, haben sich aufgrund der zahlreichen und sich ständig ändernden Reisebeschränkungen für die "sichere" Variante entschieden und Urlaub in Deutschland gemacht. So auch wir.
Eigentlich wollten wir nach mehreren Deutschlandreisen mal wieder eine Auslandsreise angehen, Südengland, Burgund oder eine Runde um den großen Belt standen zur Diskussion. Froh, überhaupt wieder reisen zu können, haben wir dann aber versucht, im Inland etwas schönes hinzubekommen. Bedingungen waren: keine langen und keine vollen Zugfahrten, möglichst keine Rundreise. Anfangs gingen wir daher davon aus, morgens an einem Werktag mit der Regionalbahn aus Berlin hinaus zu irgendeinem Endbahnhof zu fahren und von dort mit dem Rad zu einem anderen - möglichst weit- entfernten anderen Endbahnhof zu radeln. Von dort wären wir dann in Ruhe zurück gefahren. Wir konnten dann aber überraschenderweise im neuen Sprinter-ICE nach München (der die Fahrt in 4 1/2 Stunden schafft und inzwischen Räder mitnimmt) für die erste Verbindung morgens um 4:30 noch zwei Stellplätze ergattern. Damit fiel das Los auf München.
Am 1. Juli. morgens um halb zehn waren wir in München startklar und dann gings radelnd ab nach Hause...
Wie die Route sich genau entwickeln könnte hatten wir nur grob vorgeplant. Insbesondere, wo genau wir über den Thüringer Wald kommen wollten, war nicht ganz klar. Etwas unentschieden schlängelt sich deshalb die Route, die wir letztendlich gefahren sind, durch die Landkarte.
Anfangs dachten wir, das Motto der Reise könnte lauten: "immer 100 Km zur deutschen Ostgrenze". Aber als wir uns entschieden, nach Eisenach zur Wartburg zu fahren und den Thüringer Wald erst dort zu überqueren, war es damit vorbei. Es folgten stattdessen die "Thüringenrunde" und die "Braunkohlerunde" bis wir wieder auf geradem Kurs gen Berlin waren.
Aber wir hatten uns ja diesmal genug Zeit genommen und konnten ohne Druck etwas weniger zielstrebig umherfahren!
Dass es diesmal 3 1/2 Wochen waren und wir einfach nur möglichst lange raus wollten, hing allerdings nicht nur mit dem ganzen Ausgangssperren-Homeoffice-2.Welle-Corona-Hick-Hack zusammen, sondern auch mit ganz besonders "speziellen" Umständen bei unserem Arbeitgeber, denen wir schlicht eine Weile entfliehen wollten.
Anfang war uns noch nicht klar, wie es mit den Unterkünften in Coronazeiten so funktionieren würde, wie viele überhaupt schon geöffnet sein würden und wie groß die Kapazitäten wohl wären. Deshalb hatten wir die ersten beiden Übernachtungen nach Freising und nach Landshut bereits vorgebucht. Den Rest haben wir uns unterwegs über die bekannten Buchungsportale spontan organisiert.
Das war auch deshalb wichtig, weil wir Anfangs zu dritt unterwegs waren. Ein guter Freund, mit dem ich auch schon mehrere Radreisen unternommen habe, hatte sich uns spontan angeschlossen, um Familie in Franken zu besuchen. Seine gebuchte Flugreise ans Mittelmeer war coronabedingt kurzfristig storniert worden. Und auch die Reise mit uns wäre um ein Haar gescheitert, weil sein gebuchter Fahrradstellplatz nach München einen Tag vor Fahrtantritt von Flixbus einfach grundlos abgesagt wurde. Eine nette Dame bei der Bahn hat dann für ihn eine Zugverbindung über Nacht organisiert, so dass er kurz vor uns in München war.
So konnten wir uns morgens um 10 Uhr auf dem Viktualienmarkt an der Kaffeerösterei treffen und gemeinsam die Fahrt antreten...
Zunächst ging es an die Isar. An der Praterinsel wechselten wir ans rechte Isar-Ufer. Von dort an ging es durch Parkanlagen und schattige Wälder zunächst nach Ismaning. Dort köderte uns ein Hinweisschild auf einen Traditionsbiergarten in den Ort hinein zum Schloss. Ein wenig weiter als angegeben, wie sich im nachhinein herausstellte. Aber wir hatten Durst, denn es war heiß und ein Biergarten zum Tourauftakt in Bayern fanden wir passend.
Nach der schönen Pause dort fuhren wir weiter durch endlose Auenwälder. Auf Höhe des Flughafens wechselten wir aufs linke Ufer und erreichten rechtzeitig vor dem am Abend einsetzenden Regen Freising.
Nach dem Essen war zugleich auch nach dem Regen, und so gönnten wir uns noch einen ausgiebigen Spaziergang auf den Domberg. Vor eindrucksvoller Wolkenkulisse ging der Blick von dort Richtung Weihenstephan und zu den Alpen.
Da wir nicht erneut durch die auf Dauer etwas eintönigen Isarauen fahren wollten, suchten wir uns unseren Weg mit Hilfe unserer Fahrrad-App diesmal durchs nahe Hügelland nördlich der Isar mit seinen vielen kleinen Ortschaften. Dort hätten wir auch besser Gelegenheit zum Unterstellen gefunden, denn es waren heftige Gewitter angesagt. Aber wir hatten Glück, sie zogen knapp nördlich an uns vorbei. Um Moosburg herum regnete es kurz, aber wir konnten uns rechtzeitig im Eingangsbereich einer Kinderarztpraxis unterstellen. Ansonsten fuhr es sich wirklich schön durch das wellige Gelände bis Landshut. Auf und ab mit weiten Blicken auf kleinen Straßen...
Wir verließen kurz hinter Landshut die Isar. Auf unserem Weg zur Donau mussten wir das Hügelland der Hallertau überqueren, des großen Hopfenanbaugebiets zwischen Isar und Donau. Das Profil verlangte uns in Verbindung mit dem heißen Wetter einiges ab, waren wir doch noch ziemlich untrainiert. Aber die zivilisationsferne Landschaft mit den seltsam anmutenden Hopfenfeldern hatte dafür auch ihren ganz eigenen Reiz.
Abensberg, wo wir unser Quartier gefunden hatten, überraschte uns am Ende des Tages mit der bunten Hundertwasserarchitektur einer lokalen Brauerei und seinem z.T. modern, aber gelungen sanierten Stadtkern.
Noch ein paar Hügel, dann ging es kurz vor dem Kloster Weltenburg mit Panoramablick hinunter an die Donau. Trotz Corona waren dort Gott und die Welt unterwegs, für unseren Geschmack eindeutig zu viel Rummel. Also verloren wir keine Zeit und nahmen das nächstbeste Schiff, was uns durch den Donaudurchbruch nach Kehlheim brachte. Die Schiffsfahrt ersparte uns eine zeitraubende und höhenmeterreiche Etappe durch die umliegenden Berge.
Ab Kehlheim fuhren wir entlang der zum Main-Donau-Kanal aufgeweiteten Altmühl durchs schöne Altmühltal vorbei an einigen Burgen nach Dietfurt. Donau und Altmühl waren erkennbar beliebte Radfahrerstrecken, am Wegesrand gab es immer wieder touristisch aufbereitete Pausenstellen mit Informationen über Erd-und Kulturgeschichte des Tals. Die Zahl der Radfahrer war hier erheblich höher. Unser Hotel war gut gebucht, und es war gar nicht so einfach, abends noch einen schönen Platz und noch etwas zu essen zu bekommen.
Am Morgen trennten sich nach dem Frühstück unsere Wege. Mein Freund führ weiter die Altmühl entlang zur Tauber, die Ihn zum Main bei Wertheim bringen sollte. Wir hingegen wollten weiter am Main-Donau-Kanal Richtung Nürnberg. Hinter dem hübschen, aber trubelligen Beilngries verloßen wir das Altmühltal und ging es entlang des Kanals durch das Tal der Sulz am Kloster Plankstetten mit seinem großen Biergarten vorbei nach Berching. Zwischen der Stadtmauer und dem Kanal, die nur wenige Meter trennen, lag eine schöne Parkanlage, von der aus man durch ein Stadttor in die hübsche Altstadt kam. Am anderen Ende der Altstadt floss die Sulz vorbei, deren Uferbereich ebenfalls sehr gelungen gestaltet war. Hinter Berching verließen wir mit dem Kanal das Hügelland der Fränkischen Alb. Von nun an ging es "anbaufrei" wie auf einer Autobahn in leichten Einschnitten oder auf leichten Dämmen durch das nahezu flache Land bis zum Etappenziel Hilpoltstein. Unterwegs passierten wir die mit einer Skulptur markierte Europäische Wasserscheide zwischen dem über den Rhein zur Nordsee fließenden Main und der zum Schwarzen Meer fließenden Donau. Kurz vor dem Ziel ließen wir uns von einem Schild Richtung Hilpoltstein in die Irre führen, das offensichtlich eher für Wanderer gedacht war, und uns auf einen Hügel führte, den wir uns hätten sparen können, wären wir am -ansonsten gut ausgeschilderten- Kanal geblieben. Sowas passiert halt...
Bevor wir das hübsche, an einem Hang gelegene Fachwerkstädtchen Hilpoltstein verließen, fuhren wir noch kurz zur Burg hoch, die wir gestern entdeckt hatten. Dann ging es weiter am Kanal, wie gestern immer in praller Sonne monoton durch die menschenleere Landschaft, die heute aber stärker durch Wälder geprägt war. Auf höhe der Ortschaft Meckenlohe gönnten wir uns eine längere Pause. Hierfür bot sich ein Rastplatz an, der an der Brücke des Kanals (!) über eine kleine Landstraße angelegt worden war. Noch bevor die Hafengebiete Nürnbergs auftauchten verließen wir den Kanal auf gut ausgeschildertem Weg Richtung Nürnberg.
Allerdings war die Streckenführung stark verkehrsbelastet, so dass sich die Freude darüber in Grenzen hielt. Vorbei an der großen Satellitenstadt Langwasser und der Messe erreichten wir das ehemalige "Reichsparteitagsgelände", das bauliche Erbe aus der nationalsozialistischen Vergangenheit Nürnbergs. Ein wenig war ich überrascht, wie unentschlossen die Stadt -aus meiner Sicht- mit dem Gelände umgeht. Neben einem Dokumentationszentrum in einem Eckchen des ansonsten als Lager und Proberaum genutzten Rohbaus der riesigen Kongresshalle, die wie das Colosseum daherkommt, und ein paar unauffälligen Infostelen war nicht viel an Aufarbeitung zu sehen. Das Gelände wirkte eher vernachlässigt und vergessen. Dabei ließe sich hier sehr anschaulich einiges über Größenwahn und Hybris des Nationalsozialismus lernen. Aber wie ich gelesen habe streiten sich in der Stadt über den richtigen Umgang auch die Geister... Entlang der Pegnitz erreichten wir dann die Nürnberger Altstadt und checkten in unserem zentral gelegenen Hotel ein. Mit einem abendlichen Stadtspaziergang hoch zur Burg beendeten wir dann den Tag.
Das Tal der Pegnitz zwischen Nürnberg und Fürth ist ein vielgenutztes, gut ausgebautes Naherholungsgebiet, das auch gern von Radfahrern zwischen den beiden zusammengewachsenen Städten genutzt wird. Auch wir waren flott in Fürth, wo wir kurz einen Schlenker durch die Altstadt machten. Weiter Richtung Erlangen wurde es wieder leerer auf den Wegen im breiten Tal des Flusses, der sich nun Regnitz nannte. Wir entschieden uns für diesen Weg durch diese Wiesenlandschaft, weil wir nach Möglichkeit den weiter westlich parallel laufenden und auf Dauer eintönigen Main-Donau-Kanal nicht mehr nutzen wollten. In Erlangen statteten wir dem Schlossgarten einen kurzen Besuch ab (eigentlich auf der Suche nach geöffneten öffentlichen Toiletten, die -wie sich herausstellte- in ganz Erlangen nicht zu finden waren) und mussten dann eine ganze Weile direkt neben der A 73 fahren. Letztlich wechselten wir dann doch wieder zum Kanal, der uns bis nach Forchheim begleitete. Unser eigentliches Etappenziel Bamberg hatten wir zwischenzeitlich aufgegeben, weil wir wegen der Stadtbesichtigungen zeitlich im Rückstand waren. Das bereits online gebuchte Quartier in Bamberg konnten wir telefonisch auf den nächsten Tag umbuchen.
In Forcheim, das mit einer netten, von einem Bach und einem kleinen Rinnsal durchzogenen Altstadt voller Fachwerk und einer Kaiserpfalz aufwartete sondierten wir online die Übernachtungsmöglichkeiten und entschieden uns dann aber, telefonisch anzufragen, in der Hoffnung, einen kleinen Abschlag heraushandeln zu können. Sonderbarerweise gab es hier nämlich nur drei Hotels, die alle gleich viel -zu viel- kosteten. Aber da war nichts zu machen. Warum auch, denn die Hotels gehörten offensichtlich zusammen, so dass es keine Konkurrenz gab. Gut für den Unternehmer, schlecht für den Reisenden...
Irgendwann musste es ja passieren. Es regnete. Anfangs nur episodisch, zum Ende des Tages, kurz vor Bamberg, langanhaltend und heftig. Da wir bislang jedoch von solchen Ereignissen weitestgehend verschont waren ertrugen wir den Wetterumschwung, zwar nicht begeistert, aber doch mit Fassung. Landschaftlich gab es ohnehin nicht soo viel zu sehen, auch wenn wir extra aus den breiten Tal hinaus und statt dessen an dessen Hangkante entlang fuhren. In der Ferne waren die Ausläufer der Fränkischen Schweiz zu erkennen, aber das war es auch schon. Es lagen auch keine besonderen Orte am Wegesrand, die einen längeren Halt gerechtfetigt hätten. Kurz vor Bamberg kamen die Hügel linksseitig bis an den Fluss heran , wodurch es landschaftlich wieder reiszvoller wurde, aber wir hatten wegen des mittlerweile konstanten Regens nur noch Interesse, zu unserem Quartier in der Altstadt zu kommen. Triefnass kamen wir dort an, zum Glück ohne große Sucherei. Da wir früh dran waren, blieb genug Zeit für heiße Duschen, Wäsche aufhängen und das von uns so geschätze "abglühen", das Runterkommen und Abhängen im Zimmer, bevor es an den abendlichen Stadtspaziergang ging. Die Stadt war gut besucht, und wegen des Regens drängtes sich alles Indoor in den Gaststätten, weshalb wir erst nach einer geschlagenen Stunde eine Gelegenheit zum Essen fanden.
Der nächste Tag sollte unser erster Erholungstag werden. Die Wetteraussichten waren nicht unbedingt rosig, aber zum Abend sollte es besser werden. Also dachten wir uns, wir lassen uns Zeit mit allem. Allerdings sah das unser Hotel ganz anders. Hier hatte man sich überlegt, die Gäste in Schichten einzuteilen und diese im Expressverfahren im wahrsten Sinne des Wortes "abzuspeisen". 45 Minuten wurden uns zugeteilt. Da aber trotzdem noch sehr viele Gäste anwesend waren, verbrachten wir die meiste Zeit nicht am Tisch sondern in Warteschlangen am sehr einfachen Buffet. Warum sich Corona auf die Vielfalt der angebotenen Speisen auswirken sollte, war uns nicht ganz klar. Klar war nur die sofort getroffene Entscheidung, uns das nicht noch mal anzutun. Das Frühstück für den nächsten Tag wurde kurzerhand abbestellt.
Nach dem Frühstück erfüllte jeder von uns sich einen Wunsch beim "Sale" einer bekannten Sportartikelmarke. Dinge, die uns auf der bisherigen Reise fehlten. Eine leichte Inlay-Jacke und ein "Buschhut" am Bande. Danach erkundeten wir die große Altstadt von Bamberg mit ihren drei sehr unterschiedlichen Stadtteilen. Die Altstadt ist laut Wikipedia einer der größten weitgehend unversehrt erhaltenen historischen Stadtkerne in Deutschland und seit 1993 als Weltkulturerbe in die Liste der UNESCO eingetragen. Zunächst ging es durch die weitläufige, ländlich bebaute Gartenstadt, die ihren Namen den extrem großen Gartenfluren in den Innenhöfen verdankt. Leider sind die meisten nicht mehr bewirtschaftet, so dass wir von der extra angelegten Aussichtsplattform auch nicht mehr viel davon sehen konnten.
Über die geschäftige Inselstadt, die zwischen zwei Flussarmen der Regnitz liegt, liefen wir dann in die idyllische Domstadt, die sich über zahlreiche Hügel -mal mehr, mal weniger dicht bebaut- erstreckte. Zwischen den Hügeln wurden immer wieder Blicke frei über Weinreben und Häuserdächer hinweg in die weite Landschaft und zu den benachbarten Hügeln mit ihren jeweiligen Kirchen. Hier gefiel es uns ausgesprochen gut, nicht nur weil unerwartet die Sonne herauskam. Ein kleines bißchen mutete es hier an wie in Prag, wie weiter weg und große Reise...
Das lag vielleicht auch an den vielen Touristen. Aber auch die heimischen Jugendlichen trugen ihren Teil bei zum Ambiente. Sie bevölkerten am Abend eine Brücke am Alten Rathaus auf der Flußinsel, die mit ihrem breiten Geländer eine wunderbare Sitzgelegenheit und einen tollen Blick auf den Sonnenuntergang über dem Fluß und die Altstadt bot.
Nach dem schönen Pausentag sollte es weiter Richtung Coburg gehen. Ein Stück noch die Regnitz entlang, dann ein Stück den Main aufwärts und weiter im Tal der Itz. Hügelig wurde es erst kurz vor Coburg, so dass wir gut vorankamen. Die Route lief eine ganze Weile in der Nähe der B 4, was aber nicht weiter störend war. Unterwegs fanden wir an einer ruhigen Landstraße unter einem Kruzifx eine etwas zersplissene, aber schön gelegene Pausenbank. Für die Fahrradhosen normalerweise eine fadenziehende Angelegenheit, aber hier bewährte sich die leichte Picknickdecke, die wir dabei hatten. Muss ja nicht immer nur auf dem Boden liegen. Von der Bank aus ließen sich zahlreiche Störche beobachten, die im Gras nach Nahrung suchten. Landschaftlich war die Etappe an der Itz wesentlich schöner als die vorherigen an der Regnitz, obwohl das Tal breiter war als wir nach unseren Karten vermutet hatten. Auffällig auch, dass die Dörfer hier hübscher waren, wesentlich mehr historische Bausubstanz und besser saniert als im doch eher industriell geprägten Raum rund um Nürnberg. Auch Coburg selbst war eine sehenswerte Stadt, allerdings hatte hier die Gastronomie -vielleicht pandemiebedingt- schon etwas "Schlagseite", so dass wir eine Weile nach einer geöffneten Gaststätte suchen mussten.
Rückblickend war die heutige Etappe eine der schönsten dieser Reise. Der Tag begann in schönstem Sonnenschein mit einem großen, belebten Wochenmarkt auf dem Coburger Markt und einem Abstecher zum Schloss Ehrenberg, gleich neben der Altstadt, dann ging es weiter. Nach einem letzten Blick zurück nach Coburg, dessen Silhouette zur durch die Veste Coburg und durch die Hauptverwaltung einer großen Krankenkasse geprägt war, fuhren wir der örtlichen Wegweisung ins Eisfeld folgend durch das Tal des Lauterbachs. Jetzt ging jetzt wirklich bergauf, mussten wir doch aus dem Einzugsgebiet des Mains über einen passablen Höhenzug an die Werra kommen. Gleichzeitig war die Gegend sehr ländlich geprägt und wirkte irgendwie entrückt. Wir erklärten uns das mit der Historie des Landstrichs, der schließlich jahrzehntelang an drei Himmelsrichtungen von der ehemaligen DDR umgebenes "Zonenrandgebiet" war. Gleiches galt für das idyllische obere Werratal auf der anderen Seite der Grenze in Thüringen, das so ganz anders entwickelt ist als die späteren Abschnitte der Werra an der hessischen Grenze. Uns kam der Umstand jedenfalls sehr entgegen und wir genossen die Fahrt auf einsamen Landstraßen durch die schöne Mittelgebirgslandschaft, mit ersten Blicken auf die nahen Höhenzüge des Thüringer Waldes. Das gute Wetter tat das seine, um das positive Bild weiter aufzuhellen. Und auch unser Quartier, dass ein Stück außerhalb der Innenstadt von Hildburghausen lag, und das wir nur mit Glück buchen konnten, passte ins positive Bild des Tages. Endlich wieder nach längerer Zeit ein normaler Gasthof mit angeschlossener Küche. Umziehen, runtergehen und essen auf der Terrasse, was will man mehr... und zu guter Letzt gab es noch ein großes Aha, als wir vom lockeren Umgang der Thüringer mit der Maskenpflicht und Corona erfuhren. Nach den doch sehr rigiden Regeln, die wir die letzten Tage aus Bayern gewohnt waren, empfanden wir das -ohne Maskenverweigerer zu sein- als kleine Wohltat...
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